
Enthält Werbung. Mit Essen spielt man nicht. Als ich mich das erste Mal selbst hörte, wie ich genau das zu meinem Kind am Familientisch gesagt habe, fing ich an, „Grundregeln“ wie genau diese zu hinterfragen. Müssen bereits Kleinkinder Tischmanieren lernen? Schnell wurde mir klar, dass Regeln, bis auf Weiteres von unserem Esstisch verbannt werden.
Essen ist etwas Sinnliches
Und deshalb will es mit ALLEN Sinnen erforscht und genossen werden – auch mit dem Tastsinn. Kleine Kinder essen natürlicherweise mit der Hand und das ist gut so. Kinder lernen noch früh genug, sich an gesellschaftliche Regeln anzupassen und mit Besteck zu essen. Wir haben unserem Sohn seit dem ersten Geburtstag immer eine Gabel angeboten. Er konnte sie ausprobieren oder sie einfach neben dem Teller liegen lassen. Nun, kurz vor seinem zweiten Geburtstag, isst er meistens mit der Gabel. Weil er das möchte. Und ist das mal nicht so, dann isst er halt mit der Hand. So wie ich auch manchmal. Denn die Pommes Frites sind irgendwie einfach besser, wenn man sie mit der Hand ins Ketchup tünklen kann, oder?
Aufessen & Co.
Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass Kinder so viel essen dürfen wie sie mögen und nicht so viel, wie die Eltern vorgeben. Den Teller leer essen zu müssen, ist unsinnig. Schliesslich sollen Kinder lernen ein eigenes Sättigungsgefühl zu entwickeln. Deshalb ist auch auch Lob und Tadel besonders hier fehl am Platz. Ein Kind soll nicht essen, nur um dem Eltern zu gefallen. Und schlechtes Wetter gibts deswegen auch nicht 🙂
Tischregeln sind oft nicht authentisch
Mir ist es wichtig, im Umgang mit meinem Kind authentisch zu sein. Das heisst, wenn ich etwas selbst nicht einhalten kann, kann ich es auch nicht von meinem Kind verlangen. Am Tisch macht sich so etwas besonders bemerkbar. Kinder sollen am Tisch bleiben bis alle fertig gegessen haben. Wenn mein Handy klingelt und es „mega wichtig“ ist, dann ist aufstehen allerdings okay. Kein Spielzeug auf dem Tisch – ausser Papis Smartwatch? Immer vorher die Hände waschen, während wir Eltern das fast nie machen? (Klar, wenn sie dreckig sind, dann verlange auch ich das Waschen vor dem Essen. Aber das hat dann nichts mit einer „Grundregel“ mehr zu tun.) Es gibt unzählige solcher Tischmanier-Regeln und Knigge-Grundsätze, die ich aufzählen könnte und die ich alle selbst nicht befolge, die viele von uns Eltern nicht befolgen, oder?
Schlussendlich heisst das also auch – Vorbild sein. So wie wir uns am Esstisch verhalten, werden es auch unsere Kinder tun. Dazu braucht es keine festen Regeln ab Kleinkindalter sondern nur unsere Werte am Familientisch vorzuleben.
Spielen heisst lernen und das auch am Esstisch
Warum sollte dieser Grundsatz nicht auch beim Essen gelten? Deswegen ist meine Floskel aus der Einleitung „mit Essen spielt man nicht“ für mich nicht richtig. Mit Essen spielt man sehr wohl! Und wenn ich ehrlich bin, dann würde ich selbst gern noch mit Essen spielen (und tu es manchmal auch). Denn es ist einfach natürlich und normal zu spielen, egal womit. Ich möchte mein Kind spielen (lernen) lassen, wo es das möchte – auch wenn es mit etwas Mehraufwand beim Beseitigen der Spuren verbunden ist. Und deshalb komme hier meine:
Take it easy – Tipps
Okay, einen Nachteil hat das Gewährenlassen am Esstisch – die Sauerei. Mit etwas Übung fällt es aber immer leichter darüber hinwegzusehen und es locker zu nehmen. Ich habe ein paar Tipps zusammengestellt, die mir beim Start am Familientisch geholfen haben.
- Nicht zwischendurch putzen, sondern alles erst am Schluss wegmachen
- Kein Teppich unter dem Esstisch
- Ein leicht abwischbarer Kinderstuhl – wie unser Stokke Tripp Trapp* mit dem dazu passenden und ebenfalls leicht zu abwischbaren Baby-Set.
- Einen Latz anziehen (anfangs vielleicht sogar einen mit Ärmel)
- Keinen Zeitdruck, wenn irgendwie möglich
- Nicht zu müde essen lassen (vorher schlafen lassen oder Mittagessen vorverschieben)
- Keine Sorge um den Esstisch. Wir haben unseren Esstisch bereits mental abgeschrieben – da kommt es auf einen weiteren Fleck nicht mehr an. Alternativ kann man natürlich auch Tischdecken oder -sets verwenden oder einen eigenen, leicht abwischbaren Tisch für den Kinderstuhl.
- Einen Akkustaubsauger oder Handstaubsauger für die Brösmeli

Und hey, nicht jeder Tag ist leicht und unser Nervenkostüm nicht immer gleich stark. Es ist völlig okay, es auch mal nicht okay zu finden, wenn die Spaghetti in der Wohnung umherfliegen. Zieh deine persönliche Grenze. Denn es zählen die Gefühle aller Beteiligten am Familientisch – auch deine und meine.
*Werbung, PR-Sample. Das Produkt wurde mir von Stokke zur Verfügung gestellt – herzlichen Dank! Und danke an das Team von PPR Media Relations AG für die geschätzte Zusammenarbeit.
Hi.
Interessanter Post. Ich sehe das ähnlich und bin was Essen angeht eher auf der entspannten Seite. Allerdings mögen wir keine Spielsachen auf dem Tisch (die landen ggf eh nur noch im Essen und dann hat man den Salat ;-)).
Als meine Töchter anfingen, sich selbst aufzutun, habe ich schon deutlich betont, dass sie sich nur soviel auftun sollen, wie sie schaffen. Dabei geht es mir aber eher darum, dass ich ihnen einen sensiblen Umgang mit Lebensmitteln nahelegen möchte und wir einfach vermeiden wollen, Lebensmittel wegzuwerfen.
Das klappt mal mehr mal weniger und oft fragt man ja vorher, wie viele Fischstäbchen soll ich machen und dann war am Ende der Hunger doch nicht groß genug (und Mama isst die Reste auf…).
Liebe Grüße aus London,
Uta
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Liebe Uta
Danke für deinen Input. Du hast einen sehr wichtigen Aspekt angesprochen, bei dem ich ganz bei dir bin. Ich werde das Thema Food Waste wohl gleich angehen wie du. Auch hier ist wohl das Wichtigste: diese Werte vorleben. Dann braucht es weder grosse Reden und Erklärungen, noch die Regel, dass aufgegessen wird.
Allerdings hat die Puppe hier auch schon mitgegessen und der Bagger auf dem Eintopf gearbeitet, fand ich halb so schlimm. Auch das soll mal ausprobiert sein und es ist deshalb keine feste Tischregel.
Ganz liebe Grüsse
Irina
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